| Mein letzter Eintrag hier vorgestern hat doch etliche Reaktionen hervorgerufen. Positive Rückmeldungen erhielt ich ebenso wie deutlich negative und ablehnende. Das ist alles in Ordnung für mich.
Dass ich hier meine Meinung niederschreibe bedeutet nicht notwendigerweise, dass ich auch recht habe. Aber ich denke schon, dass es sich bei den Auflässen bei Kälte und hin und wieder sogar Regen oder Schnee in der Strecke um ein Thema handelt, dass unbedingt diskutiert gehört.
Leider finden solche Themen in unseren Zeitschriften selten Platz. Herr Püttmann lässt sich in seiner Zeitung immer wieder über Meisterschaftsbedingungen aus, aber andere Themen diskutiert er dort selten. Im "Taubenmarkt" (früher die wohl krititischste deutsche Brieftaubenzeitschrift) finden derartige Themen gar keinen Platz mehr und in unserer Verbandszeitschrift "Die Brieftaube" werden viele Dinge einfach schöngeredet oder eben nicht ausgewogen diskutiert und Kritik an verantwortlich handelnden Personen scheint dort kaum erwünscht.
Ursprünglich hatte ich zuletzt geplant hier auch ein Thema aufzugreifen über das in unserer Verbandszeitung letztens berichtet wurde, aber dazu bin ich aus bekannten Gründen noch nicht gekommen. Vielleicht kann ich das gelegentlich noch nachholen.
Die Zeiten haben sich geändert. Es gibt die sozialen Medien, es gibt Whatsapp, Telegram und viele andere Nachrichtenkanäle und auch Brieftaubenzüchter sind, trotz des teilweise sehr hohen Altersschnitts, inzwischen so vernetzt, dass Informationen über Auflässe oder andere Dinge binnen Minuten die Runde machen. Daher sollte man, so denke ich, einen Verband und das ganze Hobby einfach anders organisieren, als wir das aktuell tun hinsichtlich Informationsfluss, Vorgaben zum Reisegeschehen usw.
Wenn, wie am letzten Sonntag, Fotos von Kabinenexpressen über diverse Kanäle weitergeleitet werden, die im Schnee stehen, dann kommt es notwendigerweise und richtigerweise zu Diskussionen darüber, ob das alles so richtig und notwendig ist.
Wenn besorgte Sportfreunde unseren Verbandspräsidenten dann kontaktieren um eben diese Themen anzusprechen und als Antwort erhalten: "Der Verband kann sich nicht um alles kümmern.", dann läuft doch etwas nicht richtig.
Es gibt in den Flugleiterprotokollen klare Vorgaben zu den Auflässen, welche die Flugleiter mit JA oder NEIN ankreuzen müssen. Und es muss zumindest die Frage erlaubt sein, warum Auflässe erfolgen, wenn bestimmte Bedingungen in diesen Protokollen einfach nicht erfüllt sind. z.b. hinsichtlich der Temperatur und mit Nein beantwortet werden mussten, wenn man bei der Wahrheit geblieben ist.
Unabhängig davon ob man sagt: "Den Tauben macht das nichts aus, wenn es kalt ist und die können das." oder ob man sagt "Wir sollten bei solchen kalten und nassen Wetterbedingungen noch ein wenig mit der Reise warten" sollte doch unbedingt die Frage diskutiert werden wozu Brieftaubenaulässe zu Vor- und Preisflügen nun unbedingt bei doch nun unbestritten schwierigen Bedingungen zu dieser Jahreszeit durchgeführt werden müssen. Und ergänzend kann ich nur immer wieder die Frage der alten Lateiner stellen: "Cui bono?" - "Wem zum Vorteil" bzw. "Wem nützt es"?
Denkt man über letztere Frage einmal intensiver nach, dann kommt man relativ schnell zu dem Schluss, dass die diskutierten Auflässe im Kern sicherlich nicht dem einfachen Hobby-Züchter nutzen, der mit seinen 15, 20 oder 25 Tauben an den Start geht. Wir sollten aber nie vergessen, dass genau diese Hobbyisten jene Sportfreunde sind, die unser Hobby überhaupt noch tragen. Der Brieftaubensport wird nicht getragen von Schlägen, die mit weit über 100 Tauben an den Start gehen oder die jeden Tag ihre Tauben trainieren und sich extrem viel Arbeit machen usw. Auch das ist ok und wichtig und es soll jeder tun, wie es ihm beliebt. Aber getragen wird unser Hobby von den kleineren und "normalen" Beständen und Sportfreunden für die der Brieftaubensport eine wunderbare Freizeitbeschäftigung ist. Ob diese Freizeitbeschäftigung aber wunderschön ist, wenn man bei 5 Grad Celsius und möglicherweise Regen oder Hagel im Garten steht um auf die Tauben zu warten - das möchte ich mal dahingestellt lassen.
Auch hier bei uns zuhause geht der Brieftaubensport gerade irgendwie weiter, wobei mir nach Papas plötzlichem Tod aktuell sehr die Motivation fehlt in den Taubenschlag zu gehen und mich dort aufzuhalten.
Vorgestern abend hat unsere Reisevereinigung auch zu ihrem zweiten Vorflug eingesetzt, der dann gestern durchgeführt wurde. Ich hatte eigentlich weder Zeit noch Lust die Tauben zu diesem Flug einzukorben. Aber da kommen wir dann schon zum nächsten Problem: hätte ich pausiert und die Tauben nicht gesetzt, dann wären vom ersten auf den zweiten Vorflug (den dann dritten Flug der RV) zwei Wochen Pause gewesen und ein Sprung von fast 100 KM gewesen, was besonders für unsere vielen jährigen Tauben nicht ideal gewesen wäre.
Also habe ich die Tauben schnell eingekorbt (und das so, wie sie sonst nie eingekorbt werden und die ein oder andere habe ich viel zu grob gefangen) und bin zur Einsatzstelle gefahren. Ergänzend muss ich sagen, dass die Tauben in der vergangenen Woche kaum im Freiflug waren, Nach dem ersten Vorflug wollte ich sie zwei oder drei Tage zusammen lassen. Durch Papas Tod und alles was damit verbunden war, habe ich sie dann aber gar nicht getrennt und so waren sie bis zum Einkorben zusammen über 9 Tage, haben kaum trainiert und einige Tiere waren vermutlich in der ganzen Zeit gar nicht draußen im Freiflug.
Insofern kamen unsere Tauben dann gestern auch nicht gut vom Flug ab Gilserberg. Aber das hatte ich auch nicht erwartet. Es fehlten zunächst auch noch mehrere Tiere, aber die letzten beiden Tauben kamen dann gegen 17.40 Uhr binnen einer halben Minute zuhause an und so sind immerhin alle Vögel wieder wohlbehalten im Schlag zurück. Wäre das nicht der Fall, dann hätten diese Tauben auch große Probleme, denn es ist wieder sehr kalt gewesen in der letzten Nacht.
Am Abend habe ich dann die Tauben getrennt und nun muss ich sehen, ob ich die Motivation finde die Vögel endlich in so etwas wie eine Reiseverfassung zu bekommen. Ich hoffe es gelingt irgendwie. | | |
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