| Gestern habe ich mich auf den Weg gemacht und gegen Mittag den gemeldeten Vogel, der vom letzten Sonntag fehlte, aus Viersen am Niederrhein abgeholt. Es ist wirklich schwer verständlich, wie er bei den böigen westlichen und südwestlichen Winden dorthin geflogen ist. Ich habe mich allerdings auch erschrocken wie stark der Vogel seit Sonntag schon an Gewicht verloren hatte. Er war beim Einkorben wirklich ganz normal und rund - soweit das zu dieser Zeit möglich ist. Wir füttern unsere Vögel auch nie knapp und immer recht gehaltvoll. Trotz der zuletzt hohen Temperaturen hatte er aber deutlich an Gewicht verloren. Das ist übrigens auch der Punkt, den ich meine, wenn die Tauben bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt gereist werden, so wie es noch eine Woche zuvor vielerorts geschehen war. Tauben, die sich dann verfliegen haben überhaupt keine Chance mehr. Ich werde nun versuchen den Vogel wieder aufzupäppeln und schauen, ob er noch gereist werden kann. Es erinnert mich alles ein wenig an eine Situation 2018, als unser 17-960 vom Vorflug ausblieb und in der Woche gemeldet wurde. Ich habe ihn damals auch wieder geholt. Auch er war sehr stark abgeflogen und ich musste ihn zwei oder drei Wochen wieder auf Gewicht bringen. Dann ging er einfach in den Kabi....und flog zwei Wochen später einen ersten Konkurs und insgesamt noch einen weiteren 1. Konkurs und auch einen 2. Konkurs usw. Wenn eine Taube so abgeflogen ist heißt das also nicht, dass sie nicht mehr zu gebrauchen ist.
Der zweijährige Vogel über den ich gestern schrieb und der anscheinend Schmerzen hatte, hat klassisch die Symptome eines Schieffliegers. Ich fürchte es hängt damit zusammen, dass er nach dem Passau-Flug, als er gemeldet wurde weit entfernt, in seiner Muskulatur wirklich steinhart war. Ich hatte so etwas noch nie gesehen und hatte seinerzeit auch darüber hier geschrieben. Wahrscheinlich hat er damals doch irgendwie auch Schäden davon getragen. Ich denke nicht, dass er für die Reise noch zu gebrauchen ist. Das ist schade, aber es ist leider nicht zu ändern.
Am morgigen Samstag abend werden wir dann die Tauben zum ersten Preisflug einsetzen. Es geht nach Karlstadt - das sind für unseren Schlag etwa 205 Kilometer Entfernung. Ich habe in diesem Jahr gar keine Erwartungen an die Tauben oder an die Reiseleistung. Da meine Motivation auch nicht groß ist hätte ich mir auch vorstellen können mal gar nicht zu reisen und hier erst einmal einfach Ruhe zu haben. Aber die Tauben sind hier und wenn ich weiter mit ihnen arbeiten will im nächsten Jahr, dann müssen sie erst einmal in den Kabi und einige Flüge absolvieren und lernen. Wie sich dann alles in der Saison entwickelt werde ich sehen. Insgesamt laufen die Tauben hier gerade weitgehend nur nebenher und da kann man nicht die ganz großen Ansprüche an die Tiere stellen. Wenn man erfolgreich reisen will, dann ist das heutzutage auch ein Stück weit Arbeit. Die Beschäftigung mit den Tauben, einigermaßen Pünktlichkeit in der Versorgung und die Motivation der Tiere spielt da schon eine wichtige Rolle. Wenn das aus bestimmten Gründen einmal nicht so möglich ist, dann sollte man auch seine Erwartungen an die Leistung ein wenig herunterschrauben. Für mich selbst ist das aktuell kein Problem. Ich muss nicht zwingend "vorne mitspielen". Vielleicht ist es sogar besser alles in diesem "besonderen Jahr" ein wenig entspannter zu sehen und sich einfach an den Tauben zu erfreuen. Einige Preise mehr oder weniger spielen an der Stelle letztlich gar keine Rolle...
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